Interview: „Man kann doch gar nicht ohne Beweglichkeit, oder?“

By TamayJentjens | Blog

Jan 29
Heute habe ich Wiktor Baranowski von funcFit für euch im Interview.

Wiktor ist Sportwissenschaftler, Coach für Functional Fitness und Mobility und Inhaber von funcFit in Köln. Wir sprechen im Interview über Korrigierende Übungen, Beweglichkeit und das Überrollen seiner Kunden.

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Hi Wiktor, vielen Dank, dass Du Dir Zeit für das Interview genommen hast! 
Erzähl und doch kurz wer Du bist und was Du machst.

Mein Name ist Wiktor Baranowski und ich bin Sportwissenschaftler und betreibe zusammen mit meiner Freundin funcFit. funcFit ist schon so eine kleine Anspielung darauf was wir machen, nämlich Leute fitter für den Alltag zu machen. Das sind meist Menschen, die ein paar Pfunde abnehmen wollen, stärker werden wollen, oder auch eine bessere Figur in und ohne Sportklamotten machen wollen 😉

Wie bist Du zu funcFit und der deiner Art von Coaching gekommen?

Fast Bildebuchmäßig. Ich wusste schon immer, dass ich Trainer werden will. Ich war schon immer sehr an Sport interessiert und hab so ziemlich alles dazu gelesen, was es gab. Ich war ein richtiger Fitness- und Ernährungsjunkie.
Also war ich am besten mit einem Studium als Sportwissenschaftler beraten, was ich dann auch gemacht habe. Nebenbei habe ich immer als Personal Trainer gearbeitet. Da sind mittlerweile schon 4 Jahre zusammen gekommen.

Zum ganzen Functional Fitness kam ich allerdings eher durch die Feststellung, dass Muskelaufbau als Trainingsziel nicht mal ansatzweise das Potential eines Körpers ausschöpft, was auch wünschenswert wäre. Nachdem mir das auffiel, kam ich eben mit anderen Trainingsmethoden in Kontakt. Bei mir war es das Thema Körpergewichtsübungen, Beweglichkeit, welche Rolle diese überhaupt für die eigentlichen Bewegung darstellt ect. Ich habe quasi die heute schon etwas typischere Evolution eines Kraftsportlers im Schnellformat durchgemacht. Damals war ja alles sehr auf Bodybuilding ausgerichtet. Heute sieht man aber Gott sei Dank auch mehr Freestyle Flächen in Studios.

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Mobility, Beweglichkeit und korrigierende Übungen – Warum sind das Bestandteile deines Trainings?

Im Grunde kann man doch gar nicht Ohne, oder? Wir müssen bei uns ganz häufig fundamentale Bewegungsmuster coachen, da 70% unseres Trainings schon eher Kraftsport und das Erzielen von sichtbaren Erfolgen bei den Leuten ist. Die Leute wollen ja auch ein bisschen Muckis mit der Kniebeuge aufbauen 😉 Vielen fehlt allerdings zuerst einmal die grundlegende Beweglichkeit für diese eigentlich ganz normalen Muster. Da ist zum Beispiel das Kreuzheben als hüftdominante Bewegung, zum Aufheben schwerer Gewichte vom Boden. Dieses sollte man aber nicht in Angriff nehmen, wenn man nicht die ausreichende Hüftbeweglichkeit hat, um mit nahezu gestreckten Knien dominant aus der Hüfte das schwere Gewicht aufzuheben. Denn wenn das nicht der Fall ist, kommt man automatisch in Kompensation.

Und ob ich will oder nicht, da bin ich dann automatisch bei Beweglichkeitstraining. Aus diesem logischen Grund ist es ein klarer Schwerpunkt in meinem Training, da ich eben um Trainingserfolge im Kreuzheben zu erreichen, erst mal die Beweglichkeit dafür herstellen muss. Das geht gar nicht anders. Jedenfalls nicht auf einem gesunden Wege.

Klar könnte man von einer kleinen Erhöhung Kreuzheben machen. Aber wir wollen den Leuten im Alltag behilflich sein und die Sachen liegen dort nun mal am Boden. Das gleiche gilt beim Squat. Wenn das Kniegelenk nicht über den gesamten Bewegungsradius bewegt wird, braucht man vielleicht etwas medizinischen Hintergrund um nachvollziehen zu können, dass das für ein Knie auf Dauer nicht besonders gut ist wenn der Knorpel nicht über den gesamten Bewegungsradius belastet wird, Druck erfährt und auch die Kapsel wiederholt gedehnt wird. Das ist schon ein ganz großes Problem. Und auch da muss wieder die Beweglichkeit ran. Gleiches gilt für Klimmzüge ect. Wenn das Gewebe nicht an die Bewegungen gewöhnt wurde, wird es überlastet werden.

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Wie ist bei Dir das Verhältnis von Beweglichkeit zu Kraft- und Ausdauer Elementen im Training?

Naja, der Übergang ist natürlich fließend. Wir trainieren immer im gesamten, der Person zur Verfügung stehenden Bewegungsradius. Das heißt, mal bildhaft an einem Bizeps Curl veranschaulicht, würden wir den mit voller Armbeugung und voller Armstreckung machen. Man würde nicht nur den halben Bewegungsradius nutzen. Das gilt für alle Übungen. Somit ist das Krafttraining auch gleichzeitig Beweglichkeits-Training.

Spezielle Dehnübungen erweitern das, wenn mir der Bewegungsradius eben noch nicht ausreicht. Im Durchschnitt sind es bei uns um die 30% Beweglichkeitstraining und 70% Krafttraining. Unter dem Gesichtspunkt, dass die Leute eher zum Krafttraining zu uns kommen, ist das schon nicht wenig.

Wie ist Deine Meinung zum Thema Foamrolling?

Mittlerweile in aller Munde – Ich hab letztlich mal die Absatzzahlen von Blackroll recherchiert und die haben ja in den letzten Jahren massive Steigerungen im Absatz erfahren. Spätestens, nachdem es Foamroller letzlich bei Tschibo zu kaufen gab, weiß man, dass sie im Mainstream angekommen sind.

Rolling ist aus meiner Arbeit auch schwer weg zu denken. Wobei ich mich selbst oft dabei ertappe, dass ich die Leute so langsam versuche davon weg zu holen. Es wird schon ein wenig viel gerollt. Darüber wird die Bewegungsarbeit etwas vernachlässigt. Seien das Krafttraining oder Stretches.

Aus einer wissenschaftlicher Sicht wissen wir noch nicht genug über das Foamrolling. Wir wissen, dass es die Muskeln lockert, die Durchblutung fördert und das Bindegewebe auspresst, wodurch das Bindegewebe mit Nährstoffen versorgt wird. Allerdings ist das nur eine Seite der Medallie. Das Bindegewebe sollte eben auch guten Spannungen und hoher Intensität ausgesetzt werden. Das kann man mit Foamrolling alleine nicht erreichen. Es ist also ein guter Start, eine gute Aufwärmübung für ein paar Minuten, allerdings sollte man es auch nicht übertreiben. Dann lieber die Gelenke aufwärmend bewegen.
Wo kann man mehr über Dich erfahren?

Wir sind mit funcFit in der Kölner Region ansässig wo man auch Coachings mit uns buchen kann.

Web: http://func-fit.de
YouTubehttps://www.youtube.com/user/wbpersonaltraining

Vielen Dank Wiktor für das Interview!

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